von Robert Klatt •
Eine Reihe von Personen hat ohne Bestellung Waren von Amazon-Marketplace-Händlern erhalten, die zur Verunsicherung geführt haben.
Laut einem Bericht der Verbraucherzentrale NRW erhalten deutsche Kunde des Versand-Giganten Amazons seit einigen Tagen nicht bestellte Warenlieferungen von Händlern des Marketplace. Der fehlende Absender und der unklare Inhalt nicht der bestellten Sendungen sorgt bei vielen Empfänger für Verunsicherung über eventuell entstehende Kosten und die Pflicht zur Rücksendung der Ware an die unbekannten Händler. Die Verbraucherschützer können zumindest in diesem Punkt Entwarnung geben, denn ein Rücksendepflicht für die nicht bestellten Waren gibt es in keinem Fall.
Auch eine Aufbewahrungspflicht gibt es rechtlich gesehen nicht. Es steht den Empfängern der Waren also frei diese selbst zu benutzen, zu verschenken oder zu vernichten. Auch eine Pflicht darüber den Versender vorher zu informieren gibt es nicht, auch wenn dies aufgrund des in vielen Fällen fehlenden Absenders ohnehin unmöglich ist. Auch die in einigen Paketen enthaltenen Rechnungen können getrost ignoriert werden.
Die Bandbreite der wahllos verschickten Artikel reicht laut den Meldungen unterschiedlicher Personen an die Verbraucherzentrale NRW neben Smartphones, Handy-Hüllen, iPhone-Kabeln und Überwachungskameras und Sexspielzeug. Ein einzelner Kunde aus Solingen soll insgesamt laut eigener Aussage elf Pakete im Januar erhalten haben, obwohl er sich gerichtlich gegen diese ungewollte Warenflucht von Amazon zur Wehr gesetzt hat. Der bisher teuerste bekanntgewordenen Artikel ist ein Huawei-Smartphone für etwa 200 Euro. Da im Paket neben dem fehlenden Absender auch keine Rechnung und kein Lieferschein vorhanden ist und das Smartphone nicht in der Bestellhistorie auf der Webseite auftaucht, ist es für den Empfänger unmöglich die Ware zu retournieren. Auf Anraten der Verbraucherzentrale konnte er das nicht bezahlte und nicht bestellte Smartphone somit kostenfrei behalten.
Warum die ungewollten Bestellungen mit teilweise kuriosen Inhalten verschickt werden und wer die Verantwortung dafür trägt ist bis heute ungeklärt. Sicher ist bis jetzt nur, dass die Pakete nicht von Amazon direkt verschickt werden, sondern von externe Marketplace-Händlern über die Amazon-Logistik abgewickelt werden. Branchenexperten vermuten, dass dahinter eventuell eine Betrugsmasche steckt, bei der Händler aus dem Ausland Accounts im Namen der Empfänger der Pakete erstellen, um anschließend ihre Waren darüber zu verkaufen. Die ungefragt verschickten Pakete könnten dabei dazu dienen das interne Verkaufs-Ranking von Amazon zu manipulieren. Bestätigt ist diese Vermutung aber noch nicht.
Andernfalls kommt auch die Räumung der Lagerflächen bei Amazon durch die Marketplace-Händler infrage, die durch den Versand ihrer Ware im Vergleich zum Rückversand nach Asien Geld sparen könnten. Dies widerspricht sich jedoch mit den Berichten einiger Kunden, die auch hochpreisige Waren wie das Huawei Smartphone erhalten haben. Auch auf diese Vermutung gibt es bisher keine Stellungnahme von Amazon. Neben dem Sinn der Warensendungen ist außerdem fraglich wie die Amazon-Marketplace-Händler an die Kundendaten der Sendungsempfänger gekommen sind.
Amazon erklärte, dass den Marketplace-Händlern, die diese " betrügerischen Methode" einsetzen eine Sperre und die Zurückhaltung ihrer Einnahmen droht. Auch weitere rechtliche Schritte schließt das Unternehmen nicht aus. Außerdem erklärte Amazon, dass das Unternehmen die verwendeten Kundendaten nicht an die Marketplace-Händler weitergegeben hat.
Gegenüber Golem.de gab Amazon.de folgende Stellungnahme ab.
"Wir gehen jedem Hinweis von Kunden nach, die unaufgefordert ein Paket erhalten haben, da dies gegen unsere Richtlinien verstößt. Verkäufer haben in diesem Zusammenhang weder Namen noch Adressen von Amazon erhalten. Verkäufer, die gegen unsere Richtlinien verstoßen, werden gesperrt, die Zahlungen werden zurückgehalten und wir leiten entsprechende rechtliche Schritte ein."