von Robert Klatt •
Obwohl die Anzahl der geklauten Kreditkartendaten zunahm, ging der Schaden zurück. Große Investitionen der Banken in die Sicherheit zeigen Wirkung.
Besonders in den reichen Industrieländer nimmt der Diebstahl von Kreditkartendaten stetig zu. Auch in Deutschland versuchen Kriminelle regelmäßig durch Skimming Automaten oder durch Angriffe auf Webseiten an diese begehrten Daten zu gelangen. Der entstandene Schaden ging im vergangenen Jahrtrotz der höheren Anzahl der geklauten Karten jedoch deutlich zurück. Einige Lücken können aber immer noch ausgenutzt werden um geklaute Kreditkarten zu barem Geld zu machen.
Die Kriminellen die weltweit agieren und gut vernetzt sind interagieren international. Eine geklaute Kreditkarte aus Mittelhessen führte beispielsweise bis nach Nepal. Die in Deutschland geskimmte Daten wurden genutzt, um dort Geld abzuheben. Der Trend zeigt gleichzeitig aber auch den großen Aufwand, der bereits anfällt, wenn Kriminelle geklaute Kreditkarten verwenden wollen. In vielen Ländern sind die Sicherheitsmaßnahmen inzwischen zu gut und geklaute Karten lassen sich nicht mehr verwenden. Die Kartendubletten funktionieren nur noch dort, wo Bezahlkarten mit leicht kopierbaren Magnetstreifen noch akzeptiert werden. Ohne ein großes Netzwerk im Ausland sind geklaute deutsche Kreditkarten also praktisch wertlos.
Die moderne EMV-Technik findet in immer mehr Länder Anwendung. Bezahlkarten mit EMV-Technik enthalten neben dem Magnetstreifen eine Art Mini-Computer der die gespeicherten Daten verschlüsselt und die Karte beim Bezahlen auf Echtheit prüft. In Deutschland haben seit 2010 alle 100 Millionen Girokarten diesen Chip. Die 60.000 Geldautomaten und 720.000 Terminals in Geschäften sind ebenfalls damit ausgestattet.
Margit Schneider, Mitarbeiterin von Euro Kartensysteme in Frankfurt erklärte dazu: "In Europa haben wir praktisch keine Skimming-Schäden mehr dank moderner Technik." Trotzdem sind geklaute deutsche Karten bei Kriminellen immer noch beliebt. Beim Skimming wurden zum Beispiel beim Bankautomaten die Kartendaten und die Geheimnummer geklaut. Die Anzahl der Skimmingfälle nahm in Deutschland im laufenden Jahr deutlich zu.
Im Zeitraum von Januar bis einschließlich November 2017 wurden in Deutschland 476 manipulierte Geldautomaten entdeckt. 267 Fälle entfielen davon auf Berlin. Das BKA vermutet, dass dies mit der großen Anzahl von Touristen zusammenhängt die Berlin besuchen. Viele Touristen kommen aus Ländern, deren Zahlungskarten och keinen EMV-Chip haben. Dies macht die Karten für Kriminelle besonders wertvoll. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Anzahl der Geldautomaten deutlich an. Die Gesamtzahl betrug 2016 „nur“ 369 Automaten. Obwohl das Jahr 2017 noch nicht beendet ist, ist die Anzahl also schon jetzt um über 100 Manipulationen höher.
Der Gesamtschaden im Jahr 2017 liegt bisher bei 2,0 Millionen Euro. Dies ist ein deutlicher Abwärtstrend. 2011 lag der Schaden noch bei 34 Millionen Euro.
Schneider kommentierte die Vorfälle wie folgt: "Die Tätergruppe, die sich auf Skimming spezialisiert haben, versuchen alles auszuschöpfen, was geht, bevor sich die EMV-Technik überall durchgesetzt hat. Ich sehe das nicht als alarmierend an, denn unter dem Strich ist der Nettoschaden äußerst gering."
Der Großteil des Schadens bleibt im Ausland hängen. Deutsche Kreditinstitute mussten vom Bruttoschaden „nur“ 300.000 Euro verkraften. Internationale Abkommen sorgen dafür, dass Schäden die durch geklaute Kreditkarten entstehen durch die Bank gedeckt werden müssen, die den niedrigeren Sicherheitsstandard hat. Im Vergleich zu deutschen Banken ist dies also fast immer die Bank im Ausland. Die Haftungsumkehr wird seit November auch in Indien angewendet. Die letzten Länder die noch hinzukommen sind Nepal im April 2018 und Indonesien im Januar 2022, also die Länder in denen geklaute deutsche Kreditkarten überwiegend verwendet werden.