von Robert Klatt •
Aufgrund des extremen Stromverbrauchs wurde bereits im Januar Bitcoin-Mining in China verboten. Die erste Razzia zeigt nun, dass es die Regierung ernst meint.
China hat bereits im Januar angekündigt, das Bitcoin-Mining in Zukunft landesweit nicht mehr zuzulassen. Die Regierung sieht durch den exzessiven Stromverbrauch das schon jetzt oft überlastete Netz in Gefahr. Außerdem fürchtet die Regierung möglicherweise auch, dass sie die Kryptowährung nur schwer kontrollieren kann. Nun erfolgte die Aktion gegen organisierte Bitcoin-Miner in der nordchinesischen Hafenstadt Tianjin. Am vergangenen Mittwoch wurden dort 600 Bitcoin-Miner durch die lokale Polizei beschlagnahmt. Außerdem wurde eine Person festgenommen. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, dass gegen fünf weitere Personen noch ermittelt wird. Bemerkt wurde die professionelle Mining-Farm durch einen lokalen Stromversorger, die den extrem hohen Verbrauch an die Behörden meldetet. Während der Durchsuchung wurde durch die Polizei ein überbrückter Stromzähler gefunden.
Aufgrund des sehr niedrigen Strompreises durch staatliche Subventionen galt China lange als idealer Standort zum Mining von Kryptowährungen. Ende 2018 wurden rund zwei Drittel der gesamten Hash-Leistung für Bitcoin in China errechnet. Chinesische Stromversorger kämpfen aufgrund des schnellen Wachstums und des immer höheren Energiebedarfs bereits ohne das Mining mit einem instabilen Netz. Da befürchtet wurde, dass das Mining das Stromnetz vollständig zu Fall bringen könnte, wurde es Anfang 2018 verboten.
Der Ausstieg aus dem Mining-Geschäft soll trotzdem nicht plötzlich, sondern in kleinen Schritten erfolgen. Es ist daher wahrscheinlich, dass der Bitcoin-Handel trotz des Wegfalls der Rechenleistung kaum beeinträchtigt wird. Bedingt durch die allmähliche Anpassung hat das Bitcoin-Netzwerk ausreichen Zeit sich selbst anzupassen und so auf die wegfallende Hash-Leistung zu reagieren. Dies wird durch eine Anpassung der Difficulty realisiert. In China beheimate Mining-Farmen müssen also langfristig entweder ihr Geschäft aufgeben oder alternativ in die Mongolei ziehen. Im chinesischen Nachbarland ist der Strom ähnlich günstig und die Regierung hat sich noch nicht negativ zu Mining-Farmen geäußert. Auch in Kanada, das ebenfalls sehr beliebt bei professionellen Minern war, wurden jüngst Regulierungen angekündigt, die das Land in Zukunft weniger attraktiv für solche Operationen machen wird. Bedingt durch die erste Razzia überhaupt im Zusammenhang mit den neuen Regulierungen, ist der Druck auf chinesische Betreiber groß wie nie zuvor.