von Robert Klatt •
Eine Betaversion der App zeigt, dass jede Suchanfrage mit einer Mobilfunknummer verknüpft wird. Eine Liste verbotener Begriffe ist ebenfalls aufgetaucht.
Google wird mit seinem Projekt Dragonfly auf den chinesischen Markt zurückkehren. Die Suche wird zum Marktstart nur als App für Android-Smartphones verfügbar sein. Nun sind erste Details bekannt geworden, die beschreiben in welchem Umfang der Konzern den Vorgaben der chinesischen Regierung folgen wird und wie die Suchergebnisse zensiert werden. Die Entwicklung und der Betrieb der chinesischen Suche erfolgt durch Google in Kooperation mit einem chinesischen Unternehmen.
Das Magazin The Intercept berichtet, dass eine Betaversion der App zu jeder Suchanfrage die Mobilfunknummer des Smartphones speichert, von dem sie abgegeben wurde. Dies ermöglicht den Behörden eine einfache Identifikation der Nutzer der App über die Mobilfunknummer, falls dies im Falle von unerwünschten Suchanfragen notwendig wird.
Außerdem soll eine Liste von verbotenen Begriffen existieren zu denen keine Suchergebnisse angezeigt werden. Dazu gehören unteranderem "Menschrechte", "Nobelpreis und "Studentenprotest" sowie viele andere Begriffe, die die Regierung als kritisch ansieht. Das am Joint Venture beteiligte chinesische Unternehmen soll die Liste stetig aktualisieren.
Die Abkehr von den Google Grundwerten wird unternehmensintern nicht ohne Proteste hingenommen. Inzwischen sollen mindestens fünf Google Mitarbeiter aufgrund der Zusammenarbeit mit der chinesischen Regierung und der Mithilfe bei der Zensur das Unternehmen verlassen haben.
NEW: Senior Google scientist resigns over plan to launch censored search engine in China. "I view our intent to capitulate to censorship & surveillance demands in exchange for access to the Chinese market as a forfeiture of our values," he says: https://t.co/f01U6tcx5B
— Ryan Gallagher (@rj_gallagher) September 13, 2018
Außerdem sollen seit August rund 1.700 Google Mitarbeiter einen Brief unterzeichnet haben, der ihren Unmut über die Entwicklung des Unternehmens bekundet. Unterstützung erhalten die Mitarbeiter durch 14 Menschenrechtsorganisationen, die ebenfalls den Brief unterzeichnet haben.
Zu den Mitarbeitern die Google bereits verlassen haben gehört Senior Scientist Jack Poulson, der bereits mehrere Interviews zu seinen Gründen genannt hat. Google selbst kommentiert den Vorfall nicht.
Auch der US-Senat sieht die Rückkehr des amerikanischen Konzerns auf den chinesischen Markt kritisch. Inzwischen haben 16 Abgeordnete einen Brief unterzeichnet, der von Google Auskünfte über die geplante Suchmaschinen-App verlangt. Darunter befinden sich sowohl Demokraten als auch Republikaner.
NEW: Google should not be helping China crack down on free speech and political dissent. I just sent this letter with some of my Republican and Democratic colleagues raising our serious concerns and questions about what they’re doing. pic.twitter.com/fZ0wlabzS7
— David Cicilline (@davidcicilline) September 13, 2018
Die Politiker verlangen Auskunft darüber, in wie weit Google die Zensur der Regierung unterstützen wird und ob die Nutzung der App dazu führen könnte, dass Chinesen oder in China lebende Ausländer die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich ziehen könnten.
Auch auf den Brief der Abgeordneten gab es bisher keine Reaktion des Unternehmens. Möglicherweise gibt es jedoch am 26. September während einer Anhörung zum Thema Datenschutz erneute Nachfragen, da auch Google Mitarbeiter anwesend seien werden.