von Dennis Lenz •
Firefox wurde erstmals mit vorinstallierten Add-on ausgeliefert. Zahlreiche Nutzer sind aufgrund des Datenerfassungstool verärgert. Surfhistorie und URLs werden an die Cliqz-Server übertragen.
Mozilla hat in einem Experiment erstmals eine Firefox Version mit einem vorinstallierten und aktivierten Plugin zum Download bereitgestellt. Die aktuelle Firefox Version enthält das Add-on Cliqz, das die Surfhistorie und die besuchten URL der Nutzer sammelt und an die Cliqz-Server übertragt um Webseitenempfehlungen auszusprechen. Den größten Anteil an der Münchner Cliqz GmbH gehört der Firma Hubert Burda Media.
In einer Ankündigung versicherte die Mozilla-Pressestelle: „Wir werden Daten immer nur in einer transparenten und für unsere Nutzer vorteilhaften Art nutzen und teilen“. Mozilla hat in die Münchner Cliqz GmbH, von der die Technologie übernommen wurde, investiert. Die mangelnde Transparenz wird ebenfalls kritisiert. So wurde es nicht bekannt gemacht, dass der größte Anteil der Cliqz GmbH dem Medienkonzern Hubert Burda gehört.
Etwa ein Prozent der deutschen Firefox Nutzer erhalten jetzt ohne Zustimmung Cliqz-Empfehlungen, weil sie die Firefox-Version mit bereits aktivierten Plugin von der offiziellen Mozilla Downloadseite geladen haben. Sämtliche Aktivitäten dieser Nutzer inklusive aller von ihnen besuchten Webseiten werden an die Cliqz-Server übertragen. Persönliche Informationen sollen laut Cliqz dabe aus den Surf-Daten entfernt werden. Außerdem versichert Mozialla, dass Cliqz trotz der großen Menge gesammelter Daten keine Profile einzelner Nutzer erstellt und nach der Datenauswertung die gespeicherten IP-Adressen wieder löscht. Der Code und die Details des Verfahrens sind öffentlich einsehbar.
Mozilla die gegenüber der Öffentlichkeit den Vorgang nur als „Experiment“ abtun sind trotzdem der Ansicht, dass „diese Datenerhebung und die neue Sucherfahrung bedeutende Veränderungen an der Funktionsweise dieser Firefox-Version“ bedeuten. Cliqz soll in Zukunft ein „verbessertes Nutzungserlebnis“ bieten. Dazu werden schon während der Benutzer eine Webseite aufrufen will, Empfehlungen und weitere Informationen angezeigt. Wer dies nicht benötigt und wer seine Daten nicht an Dritte übermitteln möchte, muss selber aktiv werden und das Plugin deaktivieren oder entfernen.
Cliqz wird auch als Google-Vermeidungsmaschine beschreiben. Durch die Empfehlungen und Zusatzinformationen sollen Suchvorgänge eingespart werden. Bereits seit Anfang 2017 wurde Cliqz im Firefox Test Pilot angeboten. Basierend auf einem Browser den die Cliqz GmbH anbietet wurde direkt aus dem Browser zu den Suchergebnissen geführt. Sowohl der Medienkonzern Hubert Burda Media als auch Mozilla als Investor treten damit in direkte Konkurrenz zum Suchgiganten Google. Der Verleger Burda richtete sich als Befürworter des deutschen Leistungsschutzrechtes schon einmal gegen Google.
Der bekannte deutsche Tech-Blogger FeFe beschreibt Cliqz als „Datenmalware“, die wie andere Viren ungefragt per Drive-By-Download auf den PC des Nutzers kommt. Auch ein anderer Benutzer war von der Cliqz Integration wenig begeistert. Er meldete dies bei Mozilla als Bug, weil Cliqz seiner Ansicht nach eine bekannte Adware ist. Chip.de die ebenfalls zum Burda Verlag gehören, bündeln die Cliqz Software bereits seit längeren mit dem frei auf ihrer Seite erhältlichen Software-Downloads.
Auch Leser des britischen Register diskutierten über dieses strittige Thema. Die meist geklickte Antwort der dort durchgeführten Umfrage war: „Kein Wunder, dass der Marktanteil von Firefox niedrig ist und niedriger wird.“ Besonders in Deutschland ist der Marktanteil von Firefox noch sehr hoch. Sollte der Cliqz Vorfall einer breiten Öffentlichkeit bekanntwerden, könnte Mozilla das gewonnene Vertrauen der deutschen Benutzer jedoch schnell wieder verlieren.