von Robert Klatt •
Die europäischen IP-Adressverwaltung RIPE verfügt nur noch über 9,1 Millionen freie IPs. Internetprovider können so kaum an neue Adressen kommen.
Die IPv4-Adressen sind Europa sind fast vollständig belegt. Laut einer Statistik der europäischen IP-Adressverwaltung Réseaux IP Européens (RIPE) die heute veröffentlicht wurde sind von den 16,7 Millionen IPv4-Adressen des letzten zugeteilten europäischen Blocks nahezu alle IPs vergeben. Am vergangenen Dienstag waren von dem 185/8-Block nur noch knapp 40.000 Adressen beziehungsweise zwei Promille frei. Insgesamt gibt es in Europa nun unter zehn Millionen nicht zugeteilter IPv4-Adressen.
Auch die globale P-Adressverwaltung IANA kann nicht für weiteren Nachschub sorgen. Die letzten freien Adresssblöcke (Legacy-"Class-A"-Netze) wurde von den IANA bereits 2011 an die unterschiedlichen lokalen Adressverwaltungen verteilt. Die europäische Adressverwaltung konnte sich 2011 den mit 185 beginnenden IP-Block sichern. Inzwischen kann die IANA nur noch unregelmäßig kleine Anzahl von IPs verteilen, die aus wieder freigewordenen Beständen stammen. Die Knappheit der IP-Adressen zeigt sich zum Beispiel an den nur 2040 neuen IPv4-Adressen, die die RIPE im gesamten Jahr vergangene Halbjahr von der IANA erhalten hat. Trotz der kleinen Anzahl an IPs waren diese noch auf sieben verschiedene Blöcke verteilt. Da die Nutzung solcher „verstreuten“ IPs ineffizient ist sind sie bei Internetprovidern eher unbeliebt.
RIPE versucht dem Mangel freier IPS mit einer sehr strengen Vergabepolitik entgegen zu wirken. Der 2011 erhaltene 185/8-Block wurde daher in kleine Teile mit jeweils 1024 Adressen aufgeteilt und so seit September 2012 an europäische Dienste verteilt. Außerdem gibt es keine providerunabhängigen Zuteilungen freier IPs mehr. Da nun auch der letzte Teil des 185/8-Blocks fast vollständig vergeben wurde, bleibt der RIPE nur noch eine Art Resteverwertung übrig.
Der Bestand neuer freier IPS die die RIPE verteilen kann, stammt aktuell fast nur noch aus zurückgeholten IPs. Diese werden beispielsweise wieder frei, wenn ein Internetprovider geschlossen wird oder wenn in seltenen Fällen IP-Adressen von einem Anbieter freiwillig an die RIPE zurückgegeben werden. IPS die an die RIPE zurückgehen landen erst in Quarantäne, bevor sie nach einiger Wartezeit an einen anderen ISP zugeteilt werden. Der Topf der RIPE umfasste am Dienstag zum Zeitpunkt der Erstellung der Statistik nur noch 9,1 Millionen IPv4-Adressen. In Quarantäne befanden sich zu diesem Zeitpunkt 820.000 Adressen, von denen der überwiegende Teil jedoch bereits für Sonderzwecke fest verplant ist und daher nicht an Internetprovidern zugeteilt werden kann. Selbst wenn diese reservierten IPs mit eingerechnet werden befindet sich der Bestand von RIPE auf einem historisch nie dagewesenen Tiefstand von unter zehn Millionen verfügbaren IPs.
Auch die anderen regionalen Adressverwaltungen kämpfen mit knappen IP-Beständen. Die Warteliste der American Registry for Internet Numbers (ARIN) umfasst inzwischen rund 200 Einträge. Beim Asia-Pacific Network Information Centre (APNIC) ist die Warteliste sogar 500 Einträge groß. Das Latin America and Caribbean Network Information Centre (LACNIC) hat keine aktuelle Statistik veröffentlicht. Dort wurde jedoch bereits im Februar 2017 vor den knappen IP-Bestand gewarnt. Die einzige Region mit umfassenden freien IPs ist Afrika und die dort zuständige AFRINIC, die noch rund zwölf Millionen freie IPv4-Adressen besitzt.