von Robert Klatt •
Ein neues Facebook Tool soll Nutzer informieren, die Seiten mit russischer Propaganda mit „Gefällt mir“ markiert haben. Instagram soll ebenfalls das Tool erhalten.
Facebook hat in den kommenden Wochen die Veröffentlichung eines Tools geplant, das Nutzer die eine von Russland gesponsorte Facebook-Seite mit „Gefällt mir“ markiert haben informieren soll. Facebook-Nutzer die russische Propaganda gesehen aber nicht markiert haben, erhalten keine Warnung. Facebook erklärt, dass russische Propaganda während des US-Wahlkampfs nur Anzeigen im Wert von 46.000 Dollar umfasst hat. Dem gegenüber steht US-Wahlwerbung auf Facebook im Wert von 81 Millionen Dollar.
Recode.net berichtet, dass Facebook das Tool auch für die Tochter Instagram zur Verfügung stellen wird. Während des US-Wahlkampf im Jahr 2016 sollen auf Facebook und Instagram insgesamt 140 Millionen Nutzer von der russischen Regierung bezahlte Inhalte gesehen haben. Facebook gab jedoch an, dass das kommende Tool nur einen kleinen Teil dieser Inhalte anzeigen wird. Laut dem Technologie-Giganten lassen sich aufgrund von technischen Einschränkungen nicht alle Inhalte in dem Tool erfassen.
Facebook teilte mit, dass in Zukunft neue Techniken eingeführt werden sollen, die „unsere Plattformen und deren Nutzer vor Bösewichten schützen, die versuchen, unsere Demokratie zu untergraben.“ Eine zweite Version des Tools soll später folgen. Facebook versucht so Kritiker im US-Kongress zu beruhigen, die aufgrund der russischen Propaganda den Konzern angriffen.
Insgesamt 29 Millionen US-Bürger sollen laut Facebook in einem Zeitraum von etwa 2 Jahren vor und während der US-Wahl 2016 in ihrem News-Feed von der russischen Internet Research Agency stammende Inhalte gesehen haben. Recode.net bezeichnet die Agency auch als „Internet-Troll-Armee“ der russischen Regierung. Das Liken und Teilen der 29 Millionen US-Bürger soll zur Folge gehabt haben, dass insgesamt 140 Millionen Menschen weltweit die Inhalte gesehen haben. Besonders am Wahltag war die Verbreitung mit bis zu 10 Millionen erreichten Nutzern besonders groß.
Das kommende Tool informiert jedoch nur den Teil der Nutzer die aktiv mit einem Inhalt durch „Gefällt mir“ oder „Abonnieren“ interagiert haben. Nutzer die Inhalte lediglich aufgrund eines Freundes gesehen haben, erhalten keine Information darüber, dass sie russischen Propaganda gesehen haben. Facebook veröffentlichte keine Details darüber, wie viele Nutzer nun nachträglich informiert werden.
Colin Stretch, General Counsel bei Facebook erklärte gegenüber Recode.net dazu: „Es ist eine viel größere Herausforderung, diejenigen zu identifizieren und zuverlässig zu informieren, die möglicherweise individuell diesen Inhalten ausgesetzt waren.“ Während seiner Befragung von dem US-Kongress musste Stretch sich kritischen Fragen stellen. Unteranderem wurde er befragt, warum ein Konzern der Milliarden von Daten verarbeite, es nicht erkennen konnte, dass US-Wahlwerbung die in Rubel bezahlt wurde nicht aus den USA, sondern aus Russland kam.
Stretch versuchte durch das Vorlegen von Zahlen den Einfluss der russischen Werbung auf Facebook herunterzuspielen. Die beiden Kandidaten Trump und Clinton kommen zusammen bereits auf 81 Millionen Dollar Werbeausgaben auf Facebook. Die 46.000 Dollar die Russland in die Beeinflussung der US-Wahl investiert hat, erscheinen im Vergleich dazu nahezu unbedeutend.