von Robert Klatt •
Die Software soll durch die Analyse großer Datenmengen Verbrechen vorhersagen bevor sie geschehen, um so schwere Straftaten zu verhindern.
Laut einem Berichts des Blogs Police-IT soll schon bald die Polizei des Bundeslandes Hessen die Software des US-amerikanischen Hersteller Palantir verwenden, um große Datenbestände und soziale Netzwerke besser nach Spuren von organisierten Kriminalität und islamistischen Terrorismus durchsuchen zu können. Das Software-Unternehmen hat zu Schulungszwecken eigens eine Niederlassung in Frankfurt am Main eröffnet. Laut dem Magazin Tenders Electronic Daily ist die "Beschaffung und Betrieb der Analyseplattform für die Polizei Hessen zur effektiven Bekämpfung des islamistischen Terrorismus und der schweren und organisierten Kriminalität" mit einem Preis von 0,01 Euro nahezu gratis. Laut einem Bericht des US-Magazins Wired ist Palantir in den USA bereits dafür bekannt Polizeibehörden fast kostenfrei mit ihrer Software auszustatten.
Da die öffentliche Ausschreibung über den Gesamtauftrag als geheim eingestuft wurde, ist der eigentliche Preis für die Software und die zusätzlichen Dienstleistungen wie die Schulung des Personals unbekannt. Auch die Leistungsbeschreibung der Software ist geheim und es kann daher nur erahnt werden welchen Funktionsumfang die Neuanschaffung des Polizei Hessen überhaupt hat.
Je nach gebuchten Modulen soll die Software dabei helfen "predictive Analytics" (Verbrechensvorhersage) zu betreiben, Kinderpornographie zu suchen oder Informationen über die organisierte Kriminalität oder Terrorismus zu erlangen. Palantir wirbt mit dem Referenzkunden der Polizei von Los Angeles, die laut Unternehmensangaben die Software bereits erfolgreich verwendet. Ein Modul das "Nexus Peering" erlaubt soll die Kooperation von lokalen Polizeidienststellen mit den Nachrichtendiensten vereinfachen. Palantir erklärte, dass ihre Software es ermöglicht Daten zusammen zu führen und so eine gemeinsame Sicht zu schaffen, auch dort wo dies eigentlich per Gesetz nicht erlaubt ist. Palantirs Deutschland-Chefin Meline von Brentano erklärte während des Europäischen Polizeikongress im Jahre 2013 das die Software so eine "Integrationsebene" über alle Daten schaffen kann.
Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 2004 unter anderem durch den US-Geheimdienst CIA und den Facebook-Investor Peter Thiel. Gerüchte besagen, dass Palantir während des Facebook-Datenskandals rund um Cambridge Analytica ebenfalls Zugriff auf die betroffenen Daten gehabt haben soll. Im Jahr 2011 wurde durch das Anonymous Kollektiv an die Öffentlichkeit gebraucht, dass die US-Regierung Palantir damit beauftragt hat eine Strategie zu entwickeln wie die Veröffentlichung diplomatischer Depeschen durch Whistleblowing Plattformen wie Wikileaks verhindert werden kann. Im Zeitraum von 2013 bis 2018 soll das Unternehmen ohne Erlaubnis die polizeilichen Datenbanken in New Orleans genutzt haben, um ihr neues Modul zu "predictive Analytics" in der Praxis zu testen.