von Robert Klatt •
Bei einem Teil der beobachteten Produkte veränderte sich der Preis in 34 Tagen 32 Mal. 15 von 16 der Händler passen die Preise automatisch regelmäßig an.
Die „dynamische Preisdifferenzierung" wird von Onlineshops seit Jahren eingesetzt. In welchem Umfang diese ständige Veränderung der Preise in der Praxis wirklich erfolgt, hat nun eine Untersuchung der "Marktwächter" der Verbraucherzentrale Brandenburg herausgefunden. Insgesamt haben die Verbraucherschützer fünf Wochen lang eine Reihe von Produkten von 16 unterschiedlichen Händlern analysiert. Die komplette Studie liegt als .pdf Datei vor.
15 der 16 beobachteten Händler haben innerhalb der fünf Wochen regelmäßig Preisanpassungen durchgeführt. Bei 37 Prozent der Produkte gab es im Beobachtungszeitraum Preisschwankungen, bei rund 60 Prozent der Preisschwankungen unterworfenen Produkten änderte sich der Preis in den 34 Tagen sogar bis zu drei Mal. Bei 36 Prozent der Produkte kam es zu vier Preisänderungen und bei den restlichen vier Prozent sogar zu noch häufigeren Anpassungen. Der Spitzenreiter erhielt in nur 34 Tagen 32 Mal einen neuen Preis.
Den Marktwächtern ist während der Untersuchung vor allem das Samsung Galaxy S8 von MediaMarkt.de aufgefallen, dessen Preisspanne sich in nur 34 Tagen um 220 Euro veränderte. Auch bei anderen Produkten gab es große Preisunterschiede und bei 30 Prozent wurde der Preis mindestens verdoppelt.
Die jeweils verlange Preis hängt bei vielen Händlern mit der Tageszeit zusammen. Bei ATU, einem Händler für Autoteile und Zubehör haben Reifen und Batterien vormittags bis zu 30 Prozent mehr gekostet als am Nachmittag desselben Tages. Auch bei Mediamarkt.de waren die Preise im Durchschnitt abends am geringsten. Andere Muster wurden bei den Online-Apotheken DocMorris und Sanicare entdeckt, die ihre Preise jeweils in Tageszyklen anpassen. Die Untersuchung fasst zusammen, dass " man so bei einigen Artikeln im Einkauf spart, während andere nun teurer angeboten werden. Die Ersparnis war im Schnitt deutlich niedriger als die Verteuerung der Artikel".
Die Preisschwankungen sind online somit noch wesentlich größer und häufiger, als es aus der „Offline-Welt“ beispielsweise von Tankstellen bekannt ist.
Durch das Tracking der Nutzer wäre es technisch für größere Händler ebenfalls möglich, individualisierte Preise einzuführen. Nutzer die einen Artikel oft aufrufen könnten somit einen höheren Preis angezeigt bekommen, da bei ihnen ein großes Kaufinteresse angenommen werden kann. Laut Preismanagement-Forscherin Mila Vogelsang ist diese Praxis jedoch kaum verbreitet. Einige Fälle in denen Apple-Nutzer, denen eine durchschnittlich höhere Kaufkraft unterstellt wird, höhere Preis angezeigt bekommen haben gab es in der Vergangenheit jedoch schon. Auch bei Flugbörsen gab es individualisierte Preise, die auf dem Tracking der Nutzer basierten.
Problematisch auch aus Sicht der Händler an dieser stark schwankenden Preisgestaltung ist die abnehmende Glaubwürdigkeit der Kunden, die sich nicht sicher seien können, ob der Artikel aktuell zu einem angemessenen Preis angeboten wird.